Gian Sutter
2025-04-18

Gian Sutter ist einer der stillen Helden der europäischen Snowboard-Szene. Ein Wunderkind aus Laax, groß geworden mit der Schweizer Nationalmannschaft, das sich dann aber entschied, eine Wettkampfpause einzulegen, um sich auf Escape zu konzentrieren. Escape ist eines der herausragendsten europäischen Filmteams und Veranstalter des Escape Cups, der zu einem der wichtigsten Events zum Saisonabschluss in den Alpen geworden ist. Zwar organisiert Gian gerne Partys, aber er ist eigentlich ein ruhiger, bescheidener Mensch, der lieber durch seine Skills auf dem Board auffällt. Er ist im Tiefschnee genauso gut wie auf der Straße und hat ein gutes Auge für die Auswahl der besten Spots und Tricks. Wenn Gian nicht gerade in den Bergen unterwegs ist, kann man ihn dabei beobachten, wie er mit verschiedenen Kulturen interagiert, Grafikdesign studiert und die Grenzen zwischen Grafik, Mode, Boardsport und Fotografie verschmelzen lässt. Da der diesjährige Escape Cup immer näher rückt, haben wir beschlossen, uns mit ihm zu unterhalten, um über den Charme kleiner Skigebiete, kreative Freiräume, Erwartungen, Homie-Crews und vieles mehr zu sprechen!
Nimm uns ein wenig mit in dein Leben.
Ich heiße Gian und komme aus der Schweiz. Ich bin in Zürich aufgewachsen und 26 Jahre alt. Ich stehe die meiste Zeit auf dem Snowboard, aber ich bin auch Teilzeitstudent und habe zwischendurch ein paar Sommerjobs. Ich verbringe meine Zeit gerne mit allen möglichen Sportarten auf dem Board: Snowboarden, Skateboarden, Surfen und vor allem versuche ich, kreativ zu sein. Was das Studium angeht, habe ich mit Grafikdesign angefangen weil ich es liebe, Fotos zu machen und mich mit kreativen Dingen zu beschäftigen.
Erzähl uns mal von deiner Reise auf dem Snowboard.
Ich bin in der Nähe von Zürich aufgewachsen, was nicht direkt in den Bergen liegt, aber glücklicherweise sind meine Eltern begeisterte Skifahrer und Bergsteiger. Sie haben mich und meine beiden Schwestern von klein auf zum Skifahren mitgenommen, und so kam ich zum ersten Mal mit dem Snowboarden in Kontakt, als ich sechs Jahre alt war. Ich habe Leute dabei beobachtet, wie sie Tricks auf Snowboards gemacht haben, und fand das damals ziemlich cool.
Dort bin ich also zum ersten Mal auf ein Snowboard gestiegen und später habe ich dann angefangen, an Wettbewerben in der ganzen Schweiz teilzunehmen. So bin ich irgendwie in die Nationalmannschaft hineingerutscht und bin dort Slopestyle und Halfpipe gefahren. Schließlich bin ich langsam zum Filmen übergegangen und habe mich dafür mit Freunden zusammen getan. Ich hatte das Glück, von einigen Sponsoren, darunter Vans, unterstützt zu werden. Das hat mir den Anstoß gegeben, mich nur noch auf das Drehen von Videos zu konzentrieren, und das ist auch das, was ich jetzt gerade mache.
Erzähl uns mal von der Szene vor Ort.
Nach dem Abitur bin ich in den Wintermonaten nach Laax gezogen und verbrachte vier Winter hintereinander dort, wo wir alle zusammen Snowboard fuhren. Ungefähr 2016 haben wir unsere Homie-Crew namens Escape gegründet, mit meinen besten Freunden, mit denen ich snowboarde und auf Reisen gehe. Die meisten von ihnen blieben dort oder stammen aus der Gegend um Laax. Daher würde ich diesen Ort als meine Heimat bezeichnen, auch wenn ich nicht dauerhaft dort lebe.
Es ist aber wohl eher so eine Mischung, da ich jetzt in Zürich lebe und es auch hier viele vertraute Gesichter gibt: Freunde, die skaten oder auf der Durchreise sind. Im Sommer sind dann aber alle meine Snowboard-Freunde in der Stadt.
Erzähl uns, was du diese Saison so gemacht hast.
Ich habe mich auf das Videoprojekt für Salomon Snowboards konzentriert. Es ist der erste Winter für das Projekt und wir werden wahrscheinlich zwei Jahre daran arbeiten. Wir haben diesen Winter mit den Dreharbeiten angefangen und haben ein paar coole Ausflüge gemacht, sowohl durch die Natur als auch auf der Straße – das war bisher mein Hauptfokus. Zusammen mit Salomon durfte ich an einer Grafik arbeiten, die im nächsten Herbst herauskommt und für die wir ein kleines Werbevideo drehen. Vielleicht steht im Mai auch eine weitere Reise an ...
In den letzten Wochen, zum Ende des Winters, hatte ich viel mit der Organisation des Events zu tun, das wir in Laax für den Escape Closing Cup veranstalten.

Was sind deine Lieblingsorte zum Snowboarden außerhalb von Laax?
Meine Inspiration beim Snowboarden kommt zum großen Teil vom Skateboarden und kreativen Tätigkeiten. Ich mag auch die vielen kleinen Skigebiete in Skandinavien und in den USA, besonders in Minnesota. Kleine Berge, wo die Crew eng zusammen bleibt, wo du deine Freunde lachen siehst, dich von ihnen inspirieren lässt und wo es sich einfach locker anfühlt. Natürlich haben wir auch fantastische Berge in der Schweiz und viele schöne Kleine Skiorte.
Du wirst als Perfektionist beschrieben, wenn es um deine Tricks geht ...
Ich habe versucht, herauszufinden, warum das so ist. Die Snowboard-Trips und das Filmen sind sehr aufwendig, es kostet viel Zeit und auch viel Geld. Ich finde, wenn ich so viel Arbeit in etwas investiere, möchte ich auch stolz auf das Ergebnis sein und zufrieden mit den Tricks.
Wenn ich all diese Energie, Emotionen, Zeit und Geld in etwas investiere, dann will ich mein Bestes geben. Wir sind immer die schärfsten Kritiker unseres eigenen Filmmaterials, aber in gewisser Weise habe ich das Gefühl, dass ich das immer noch nur für mich selbst mache, und ich möchte mir mein Filmmaterial ansehen und damit zufrieden sein können. Ich habe also den Eindruck, dass es daher kommt, dass ich einfach versuche, meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Erzähl uns etwas über die Escape-Crew?
Das alles hat mit meinem Freund Lou angefangen. Er filmt und bearbeitet alle Escape-Videos und ist ein paar Jahre älter als die meisten anderen Jungs von Escape. Er war Teil einer anderen Schweizer Crew namens „Mindset Productions“, die irgendwann aufhörte, Videos zu drehen. Als wir noch super jung waren, hatte ich zusammen mit ein paar anderen Freunden eine Homie-Crew, die sich „Cozy Cluster“ nannte.
Mit dieser Crew drehten wir unsere ersten Videos. Als die älteren Jungs dann irgendwann keine Videos mehr drehen wollten, beschloss Lou, eine eigene Crew zu gründen, und fragte uns, die jüngere Generation, ob wir mitmachen wollten – so fing alles an. Seitdem haben wir sieben Saisons gefilmt und etwa sechs Videos veröffentlicht.
Was machst du in der Zeit außerhalb der Saison?
Im Moment studiere ich neben dem Snowboarden. Im Sommer oder Frühling verbringe ich viel Zeit mit meinem Studium und versuche, alle verpassten Kurse oder Projekte aus dem Winter nachzuholen. Ansonsten verbringe ich viel Zeit mit Skateboarden, Surfen und Fotografieren. Ich bin im Sommer sehr gerne in der Stadt, gehe schwimmen und hänge mit Freunden ab.
Hast du das Gefühl, dass sich dein Designstudium mit dem Snowboarden überschneidet?
Es gibt natürlich einige Ähnlichkeiten – Projekte sind nie wirklich abgeschlossen, wie zum Beispiel Szenen zu filmen oder ein Poster für ein Event zu erstellen. Man kann immer noch mehr tun. Irgendwann muss man einfach herausfinden, welche Vision man hat und was man tun, was man erschaffen und wofür man stehen möchte.
Ich denke, es gibt auch eine starke Überschneidung mit der visuellen Sprache des Snowboardens – Zeitschriften und Videoprojekte mit Titeln oder Grafiken auf Produkten.

Was und wer inspiriert dich beim Snowboarden?
Vor allem meine engen Freunde, mit denen ich auf Reisen gehe. Ich sehe, wie hart sie arbeiten, egal ob mit den Homies von Escape oder jetzt beim Filmen für Salomon. All die Anstrengungen, die die Leute auf sich nehmen, sind eine große Inspiration und motivieren mich. Ich schaue mir auch eine Menge Videos an – ich bin mit Videograss und Postland Theory aufgewachsen. Berühmte Persönlichkeiten, die mich inspirieren, sind Kas Lemmens, Jake Kuzyk und Arthur Longo. Die beeindrucken mich wirklich.
Welche Auswirkungen hat deiner Meinung nach das Aufeinandertreffen der aktuellen Skate-, Surf- und Snowboard-Szenen sowie anderer Jugendkulturen?
Ich habe das Gefühl, dass die Skater- und Surfer-Szenen heute vielleicht ein bisschen enger miteinander verbunden sind als früher. Da ich beides mache, finde ich es cool, beide Sportarten miteinander zu verbinden und zu sehen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Ich habe ein paar Freunde gefunden, die super gerne skaten und sich Snowboardvideos ansehen, was super cool ist. Ich finde, dass die meisten Inspirationen von Videos kommen. Ich habe das Gefühl, dass Skateboarden einfach urbaner und zeitgemäßer ist und im Trend liegt! Es wirkt als würde das Snowboarden immer ein wenig hinter dem her hinken, was in den Großstädten und größeren Communities passiert, sodass wir gezwungen sind, uns von der breiteren Szene inspirieren zu lassen – Skaten, Musik, Mode usw. Neue Trends sind eine große Inspiration für mich und ich versuche, diese beim Snowboarden umzusetzen.
Deine Lieblingsschuhe von Vans furs Snowboarden?
Im Moment: die Verse. Sie sind super bequem und ich bin mit den Verse schon viel auf dem Board gefahren. Ich mag aber auch das Design von den High Standard OG sehr.
Irgendwelche letzten Worte? Eine Botschaft ans Internet? Eine Nachricht an dein jüngeres Ich?
Was ich am meisten liebe an all dem, was ich mache, ist die Community, die damit einhergeht, und all die Freunde, die ich auf diesem Weg kennenlernen durfte. Ich schätze es sehr, diese Verbindung zu spüren und die gemeinsamen Momente zu genießen, die uns auf verschiedenen Ebenen verbinden.
Das ist etwas, das man immer im Hinterkopf behalten sollte, bei allem, was man tut.
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