Bruno Hoffmann.

2025-04-23

Wer Bruno Hoffmanns rasanten Aufstieg in den letzten zehn Jahren nicht mitbekommen hat, hat wirklich etwas verpasst. Bruno hat seine Wurzeln im Herzen Deutschlands und hat sich schon in jungen Jahren an der Kölner BMX-Szene – im wahrsten Sinne des Wortes – die Zähne ausgebissen. Er ist ein echter Allrounder, ein Leader der neuen Generation und gleichzeitig ein erfahrener Veteran. Nachdem er sich in der globalen Wettkampfszene einen Namen gemacht hat, konzentriert sich Bruno jetzt auf Videoclips und hat sich damit eine große und internationale Fangemeinde aufgebaut. Obwohl Bruno oft im Mittelpunkt steht, geht er die Dinge ganz ruhig und locker an, immer neugierig und mit einer positiven Einstellung. Er ist einer der wenigen, die verstanden haben, dass das Gute zu einem kommt, wenn man nur seinem eigenen Weg folgt. Bald kommt sein neuestes Filmprojekt „Foreign“ auf DIG BMX raus, also haben wir uns gedacht, wir rufen ihn einfach mal an, um ein bisschen zu quatschen. Dürfen wir vorstellen – Herr Hoffmann.


Erzähl uns etwas mehr über dein Leben.

Ich heiße Bruno Hoffmann und komme aus Deutschland. Ich wohne in Frankfurt und fahre seit etwa 20 Jahren BMX – also schon fast mein ganzes Leben lang! In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich die BMX-Szene stark verändert. Der Fokus liegt jetzt viel mehr auf Street-BMX. Das finde ich toll, denn es ist genau das, was ich schon immer mache.


Erzähle uns etwas über deine Laufbahn in der BMX-Welt.

Ich hab schon früh mit dem BXM-Fahren angefangen, mit 7 oder 8 Jahren. Als Kind war ich ziemlich zierlich und schwach, bin oft hingefallen und habe sogar bei einem schweren Sturz alle meine Vorderzähne verloren – zum Glück waren es nur die Milchzähne. Danach habe ich erst mal eine längere Pause gemacht, bin dann aber mit 9 oder 10 wieder aufs Bike gestiegen. Ich komme aus einer kleinen Stadt namens Siegen zwischen Köln und Frankfurt. Damals war Köln ein echter Hotspot für die internationale BMX-Szene, es war cool dort zu Leben. Ich hab schon früh viele Leute kennengelernt und hab wie die meisten bei Wettkämpfen angefangen und bin dann zum Street-BMX gekommen, das ist jetzt hauptsächlich mein Ding.


Beschreib uns doch mal die Szene vor Ort.

Ich wohne jetzt seit ich 19 bin in Frankfurt. Es ist eine große Stadt mit einem großen Flughafen, also ist man echt gut angebunden. Es ist das Finanzzentrum Deutschlands und man sieht hier viel moderne Architektur und interessante Orte. Die Szene ist cool, sie wächst immer mehr und zieht viele Leute an – die Lage ist echt super und wir haben hier schon viele Videos und Jams gemacht, deshalb wird die Szene hier immer bekannter. Immer mehr große Marken aus Amerika und Europa kommen hierher, es ist ein echt guter Standort. Die Stadt ist groß, aber nicht zu groß. Ich wohne jetzt seit etwa elf Jahren in Frankfurt und  inzwischen fühlt es sich fast an wie auf dem Dorf – man kennt alle aus der Musikszene, der Skateszene und so weiter. Der Vibe ist echt super.


Wo bist du gerade unterwegs?

Im Moment bin ich in Manchester. Gestern Abend gab's einen großen BMX-Park-Contest. Das ist nicht gerade das, was ich normalerweise mache, aber es war ein krasses Event und lief echt gut. Es war richtig viel los. Ich war früher oft in Großbritannien, aber hauptsächlich im Süden – in London und ein paar Mal in Liverpool, weil mein Rahmen-Sponsor dort ist. Deshalb war es echt cool, jetzt nach Manchester zu kommen und zu sehen, wie lebendig die Szene hier ist. Ich habe viele alte Bekannte wiedergetroffen und viele neue Leute kennengelernt. Sogar das Wetter war gut, was für England eher ungewöhnlich ist ...


An was arbeitest du zurzeit?

Ich arbeite gerade an einem neuen Clip für meinen Rahmen-Sponsor Federal Bikes. Es läuft gut, ich bin ungefähr bei der Hälfte des Videos und super motiviert, weiterzumachen und mein Bestes zu geben. Ich hab auch noch ein paar andere Projekte am Laufen. Ich plane gerade einen Jam in Frankfurt für Mitte Juli und bastle an ein paar Rampen für einen bestimmten Spot. Es macht total viel Spaß, mit Freunden an solchen Projekten zu arbeiten.

Gibt es bestimmte Crews, mit denen du fährst?

Ein Freund und ich haben die Ciao Crew gegründet – zusammen haben wir ein paar Videos gemacht, Klamotten entworfen und so weiter. Die Sache ist vor ein paar Jahren irgendwie abgeflaut, so ist das halt, die Leute wenden sich neuen Dingen zu. Aber wir wollen das Ganze beim Jam in Frankfurt wieder aufleben lassen, ein neues Video drehen und eine Premiere für den neuen Videoclip veranstalten.


Erzähl uns etwas über die größten Erfolge in deiner Karriere.

Wettkämpfe sind natürlich immer tolle Momente und es ist einfacher, sie als Highlight zu bezeichnen, da man über konkrete Ergebnisse reden und darauf stolz sein kann, aber solche Sachen kommen und gehen. Rückblickend war mein FTS-Video mein Highlight, ein Video in voller Länge, das wir vor ein paar Jahren veröffentlicht haben. Es ist ein verrücktes Gefühl, etwas zu veröffentlichen, an dem wir eineinhalb oder zwei Jahre gearbeitet haben, und dann die DVD und das Buch in den Händen zu halten. Wir haben es damals im House of Vans in London zum ersten Mal gezeigt. Das war echt ein großer Moment für mich.


Wie bist du von Wettkämpfen zum Filmen gekommen?

Ehrlich gesagt kam es dazu, weil es jetzt einfach weniger Wettkämpfe gibt. Früher gab es mehr Jams, die X-Games waren größer. Ich mach das schon seit ich ganz klein war, aber nach einer Weile wird es langweilig, immer die gleichen Leute an den gleichen Orten. Aus der Sicht des Riders ist es auch stressig zu wissen, dass man mit einem einzigen Fehler während eines Wettkampfs schon raus ist. Videos zu drehen ist viel erfüllender, man kann um die ganze Welt reisen und es ist jedes Mal anders. Ich liebe es, die richtigen Orte zu finden und zu filmen, das ist meine Leidenschaft.


Gab's viele Verletzungen, die dich zurückgeworfen haben und die du erst mal auskurieren musstest?

Abgesehen davon, dass ich mit dem Kopf gegen mein Fahrrad geknallt bin und ein paar Zähne verloren habe, lief alles ziemlich smooth, worüber ich echt froh bin. Keine Schulter- oder Knieverletzungen, allerdings habe ich mir den Meniskus gerissen, was aber nicht so schlimm war, ich war nur für ein paar Wochen raus. Im Vergleich zu den meisten meiner Kollegen hatte ich echt Glück. Als ich für mein FTS-Video gefilmt hab, war ich in Kanada und bin innerhalb von zwei Wochen zweimal auf den Kopf gefallen und beide Male im Krankenhaus gelandet. Ich weiß noch, dass ich beide Male meine Mutter anrufen musste, und das war ein bisschen wie ein Weckruf, ob ich meine Grenzen vielleicht zu sehr ausreize … ob ich wirklich weiß, was ich da mache. Normalerweise weiß ich ziemlich genau, wenn ich zu weit gehe, deshalb war es wichtig, da noch mal in mich zu gehen.


Es scheint momentan mehr weibliche Rider zu geben als je zuvor. Wie hast du diese Entwicklung erlebt?

Das finde ich total cool, ich hab das Gefühl, dass die BMX-Szene dem Skaten ein paar Jahre hinterherhinkt, das ist irgendwie immer so. Skaten ist immer einen Schritt voraus, aber es ist toll, dass jetzt mehr Frauen als je zuvor auf den Straßen und in den Parks BMX fahren..Wibke Vogel ist eine echt gute Freundin von mir, auch bei Vans, und es ist so cool, ihr beim Fahren zuzusehen.


Wie würdest du die Vibes im Vans BMX Team beschreiben?

Sehr cool! So ein eingeschworenes Team, viele coole Trips, tolle Freunde und Erinnerungen – ich bin total begeistert, dabei sein zu dürfen.


Was sind deine Lieblingsorte zum Fahren?

Eigentlich ist ganz Spanien super. Aber die drei Orte, die mich am meisten beeindruckt haben, sind Taipeh in Taiwan, Tel Aviv in Israel und New York. In Taipeh und Tel Aviv ist einfach so viel los, die Energie ist unglaublich – an jeder Ecke gibt's was zu sehen. Und New York ist eben New York. An solchen Orten wachst du morgens auf und bist total müde vom Fahren, aber du willst trotzdem sofort aufstehen und loslegen, weil so viel los ist, dass du nichts verpassen willst. Es gibt mir viel Energie – neue Sachen zu sehen, neue Orte zu entdecken, neue Leute kennenzulernen. Da kann man nicht einfach im Bett liegen bleiben.

Was und wer inspiriert dich beim BMX?

Was das Fahren angeht: Dak und Calvin – die beiden sind echt gute Freunde, sie sind enthusiastisch, es macht Spaß mit ihnen zu fahren und sie gehen immer bis an ihre Grenzen. Mit Simone Barraco aus Barcelona macht es auch immer Spaß, zu fahren und abzuhängen, genauso wie mit Dan Lacey. Sie alle zeigen mir die Spots aus einer anderen Perspektive.


Und abseits vom BMX-Fahren? Was gibt dir den Kick?

Ich bin gerne zu Hause, aber ich bin auch gerne unterwegs. Andere Kulturen kennenlernen, neues Essen probieren, die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten. Einfach in der Stadt sein, draußen sein. Ich liebe die Natur und fahre gern Rennrad, ich jogge jetzt auch – hätte nie gedacht, dass mir das Spaß machen würde, aber tut es. Einfach draußen sein, die Welt entdecken, mit Leuten zusammen sein und den Moment genießen!


Deine Lieblingsschuhe von Vans fürs BMX-Fahren?

Also, das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber es sind die Rowan. Ich fahre schon ewig damit und weiß, dass sie nicht für BMX gedacht sind, aber ich liebe das Tragegefühl dieser Schuhe. Sie bieten unglaublichen Halt im Fersenbereich, was super wichtig ist, da dieser Teil des Fußes beim Fahren am meisten beansprucht wird. Ich versuche immer, meine Fersen zu schützen.


Irgendwelche letzten Worte? Eine Botschaft ans Internet? Eine Nachricht an dein jüngeres Ich?

Ich möchte meiner Familie dafür danken, dass sie immer für mich da ist, meinem Vater, meiner Mutter, meinem Bruder – und auch meinen Freunden und Sponsoren.


Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, was andere über dich denken, bleib einfach du selbst. Sei ein guter Mensch und behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.

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